Mittwoch, 11. Mai, 2. Tag: Umwege, unsägliche Hitze und ungute Zeltkonstruktionen…

…die hoffentlich halten werden heute Nacht! Aber ich bin da zuversichtlich, auch dass kein Gewitter kommt trotz Ankündigung und dunklem Himmel. Hört sich der Überschrift nach nicht nach nem guten Tag an? Ist es aber 🙂 Bevor ich dazu übergehe, sei auch an dieser Stelle den neuen Spendern für Nepal dank – den Anonymen eben so wie meiner erweiterten Familie, nämlich Hartmut und Ursel, und meinen herzlichen Gastgebern von letzter Nacht, Regina und Klaus – 1000. Dank!

Von den beiden hatte ich mich so gegen halb zehn getrennt – nur schwer, es war doch einfach zu schön, zu gemütlich und so nett bei den beiden! Es war ein herzlicher Abschied und das, sowie das gute Frühstück und der leckere Kaffee,  trieb mich den steilen Berg zur Schloss Burg hinauf. Puh, nach 20 Minuten war ich durchgeschwitzt,  traumhaftes Sunshine-Blue Sky-Wetter begleitete mich. Oben angelangt musste ich ein paar Fehlversuche hinnehmen, aber irgendwann fand ich dann doch den Wanderweg, den ich gesucht hatte.

Sonne satt :-)

Sonne satt 🙂

Derweil wechselte ich von zweitdünnstem Outfit zum dünnsten – am liebsten hätte ich sogar die Hose gern noch gewechselt,  aber die Wanderschuhe auszuziehen und der ganze andere Uffwand, das schien mir dann doch noch anstrengender als die Hitze auszuhalten. 😉 Das ging übrigens den ganzen Tag so, und wer mich kennt, wundert sich jetzt wahrscheinlich,  weil, sonst lass ich mir keine Sekunde in der Sonne entgehen und den Ausdruck „zu warm“ gibt es quasi nicht. Aber, enweder liegts an dem androhenden Gewitter,  oder aber ich werde mit dem Alter empfindlicher… Ich will mich auch nicht beschweren, besser könnte das Wetter für den Tourstart nicht sein.

Auf jeden Fall haben mich die Passagen in der Sonne, und das waren nich wenige,  gut schlapp gemacht. So war  ich froh, nach einmal kurzem Verlust des „Rund um Wermelskirchen“-Wanderwegs kurz vor der Autobahn A1, zur Rausmühle zu gelangen. Päuschen gegen 12 Uhr und circa 9,5 km, konnte ich wenigstens den Blog von gestern schon mal vorschreiben, auch wenn ich mitten im Wald kein Netz hatte – wie schön 🙂

Weiter gings, und dieser Abschnitt steht unter dem Motto: Scheiß auf Eitelkeit und dreh gefälligst um! Onwohl, eigentlich war es ganz lustig 😉 Ich stellte nämlich 2 Minuten nach der Rausmühle fest, dass ich den falschen Weg gewählt hatte. Wollte aber nicht zurück und nochmal am Gasthof vorbeigehen, weil ist ja peinlich, wo ich grad noch mit zwei Gästen über das Gewicht meines Rucksacks und in etwa sowas wie  “ ja ja, ich such mir da meinen Weg schon, so zwei, drei Wochen,  ja ja, das passt schon“ geredet habe. Also, die eitle Hanna liest die Karte, findet 100 Meter weiter oben einen Waldweg,  der etwas weiter wiederum auf den eigentlichen Wanderweg stößt. Perfekt, eigentlich. Doch der Waldweg wird schmaler,  führt dann runter zu einem Fluss und dann nichts. Links Wasser, rechts ein sehr schräger Waldhang. Zu steil?  Ach was soll’s, weit vorgelehnt, um gegen das Gewicht des Rucksacks zu arbeiten, und mit Stock-, Hand- und Knieeinsatz kraxel ich da hoch und kämpf mich noch ein kleines Stück durch den Wald. Wer umdreht, verliert 😉

Irgendwo ist immer ein Weg ;-)

Irgendwo ist immer ein Weg 😉

Etwa ein Kilometer bin ich so gekommen, war aber irgendwie witzig,  und den ursprünglichen Wanderweg hab ich ja auch wieder gefunden, jawoll! Die anschließenden 5 Kilometer sind wie davor geprägt von Abschnitten durch den Wald und Passagen auf Feldstraßen, und von Schilder übersehen. Aber der Weg ist ja das Ziel 😉 Trotzdem bin ich ein bisschen kaputt und frustriert als ich am Ketzburgturm sitze. Die Campingplätze,  die auf meiner Wanderkarte sind, habe ich nicht gefunden oder gibt es nicht mehr, in näherer Umgebung ist auch nichts. Durch die lange Mittagspause ist es schon nachmittag, ich bin ein bisschen ratlos. Immerhin schaffe ich es, mir mein Wasser auffüllen zu lassen, und finden auch meinen altbekannten Wanderweg wieder.

Nur um ihn irgendwo,  nach knapp 1,5 km, einfach zu verlieren. *lach* Ehrlich,  ich habe keine Ahnung wie das passiert ist, da gab es gar keine Abzweigung! Doch plötzlich steh muss ich den Weg wechseln, weil der eine einfach aufhört, und komme dann zu einer Brücke, an der Schilder sind – von anderen Wanderwegen, die natürlich nich auf meiner Karte sind. Nun gut, ich versuche mich anhand der örtlichen Gegebenheiten,  dem Sonnenstand und der Richtung,  aus der ich gekommen bin,  zu orientieren. Und gehe links. Der Weg macht aber direkt eine Kurve und führt zurück in die Richtung, aus der ich kam… Ok,scheint nicht richtig zu sein, ich drehe direkt um,  gehe über die Brücke und folge dem Weg.

Tja, hätte ich mich mal auf meine erste Orientierung verlassen! Tatsächlich laufe ich, wie ich etwa 10 Minuten später feststelle, nun westlich um die Große Dühnn-Talsperre herum,  statt wie geplant östlich. Kurz ärger ich mich und überlege, umzudrehen. Ein Blick auf die Karte zeigt aber, dass die umrundung in diese Richtung nicht wirklich länger ist. Und da ich eh keinen Plan habe, wird der halt geändert 🙂

Ein Teil der großen Dühnn Talsperre

Ein Teil der großen Dühnn Talsperre

 

Gott sei dank, wie ich am Ende des Tages noch feststellen werde! Zunächst aber fällt mir das Laufen schwer, 18 Kilometer,  Sonne und die ein oder anderen kleinen Umwege schlagen etwas auf die Knochen. Aber dem Dühnn-Tallsperreweg, dem ich ab nun folge, führt nett an der zweitgrößten Trinkwassersperre Deutschlands entlang, ab und an mit schattigen Strecken durch den Wald und ist eigentlich ganz gut beschildert. Ihr ahnt es – eigentlich.

An einer meiner Meinung nach entscheidenden Kreuzung im Wald, finde ich kein Schild, und beschließe daher, dem eher geradeaus führendem Weg zu folgen. Nöp! Kurze Zeit drauf finde ich nur Schilder anderer Wege, das nervt in dem Moment richtig! Doch ich finde auf meiner Wanderkarte meine Position und sehe, dass ich dem A2 auch folgen kann und dadurch etwas später wieder auf den „richtigen“ Weg komme. Also, was soll’s. Außerdem verfechte ich ja seit meiner ersten Wanderung die These, dass jedes „Verwandern“ schon so seinen Sinn hat. Auch diesmal 🙂

Es ist nach 18 Uhr, ich habe über 20 Kilometer hinter mir, und will nich mehr. Ein kurzes Stück den Berg rauf komme ich an einen Hof, vor dem eine Frau Rasen mäht. Kurzfristig entscheid ich mich, sie zu fragen, ob ich mein Zelt nicht etwas unterhalb von Wohnhaus und Scheune auf einem Wiesenstück vor einem alten Hofgebäude aufstellen kann. „Da muss ich noch mähen, aber dann ist das ok“ – wer kriegt schon erst noch seinen Zeltplatz gemäht?! 😉 Ich freu mich und bau wenig später mein Zelt auf.

Zelt in der frühen Abendsonne - entschädigt für jeden zu viel gelaufenen Kilometer

Zelt in der frühen Abendsonne – entschädigt für jeden zu viel gelaufenen Kilometer

Böse Überraschung: Die Verbindung zwischen zwei Zeltstangen ist gebrochen! 😦 Da die Stangen in einem System zusammenhängen, kann man sie leider auch nicht ad hoc reparieren oder rausnehmen. Kurz sehe ich meine ganze Tour den Bach runter gehen. Dann meldet sich der MacGiver in mir: Panzertape. Ich gehe hoch zur Hofbesitzerin Barbara, die hilft mir sofort aus und schenkt mir liebenswerter Weise die Rolle. Ich muss leider feststellen, dass die Kraft des Panzertapes leider doch nicht alles kann,  hierfür zumindest reicht sie nicht aus, da das Stangensystem über Spannung rund gebogen wird. Funktioniert aber nicht, wenn zwei Stangen nicht ineinander stecken sondern eine Kante bilden. Gut dass ich noch genügend Heringe und Zeltschnur dabei habe, die bastel ich noch so zusammen, dass ich zumindest das Überzelt noch drüber kriege. Nicht schön,  aber geht 🙂

 

Panzertape for president ;-)

Panzertape for president 😉

Nach getaner Arbeit setze ich mich für Brot und italienischer Hartwurst von meinen Spendern Regina und Klaus hoch vor den Hof. Ein wirklich schönes Plätzchen zum rasten und zum zelten! Barbaras Vater kommt ku

rze Zeit später und setzt sich eine Weile zu mir, dann darf ich liebenswerter Weise die Dusche benutzen, ehe wir zu dritt am Gartentisch zusammen hocken. Ein bunter Abend voller spannender Geschichten!

 

Es ist irre, wie das Thema, das mich nach Solingen gebracht hat, das Ende des 2. Weltkriegs, nun tatsächlich auch von Anfang an begleitet: Gestern bei Regina und Klaus wurde grade erst die ganze Straße, ein Teil ihrer Garage und des Zauns umgegraben beziehungsweise Löcher gebohrt, weil man eine nicht detonierte Bombe aus dem 2. Weltkrieg dort vermutete (unbegründet Gott sei Dank). Hier nun erzählen mir Vater und Tochter, dass erst letztes Jahr Franzosen auf dem Hof vorbeigekommen sind, die alle Stationen im Kriegs-Tagebuch des Großvaters mit dem Motorrad abgefahren sind. Dieser war in Bömberg wohl als Zwangsarbeiter, schrieb aber, dass er gut behandelt worden ist. Das ist doch einfach ein verrückter,  toller Zufall finde ich! Neben dieser erzählen die beiden noch viele kleine Geschichten, von schlimmen Schlachten, die hier in der Nähe noch bis Kriegsende stattgefunden haben, von 8 jährigen Jungen, die noch zum Kämpfen eingezogen wurden und von Hoftieren, die nachts Schlächtern zum Opfer gefallen sind. Schlimm, wirklich schlimm.

Und doch finde ich es toll, diese Geschichten zu erfahren, denn sie sind ein Teil unserer aller Geschichte, und damit auch die von meinem Opa und mir.

Dazu wird es auch ein sehr lustiger und kurzweiliger Abend,  die beiden beeindrucken mich mit ihrer Art, wie sie mit Schwierigkeiten – bürokratischer und familiärer Art – umgegangen sind und umgehen. Für den nächsten Tag verspricht mir Barbara Kaffee und kleine gesunde Snacks to go – traumhaft, so kann ich gut schlafen gehen! 🙂

Gelaufen: 20,8 km

Motto des Tages: Wer keinen festen Plan hat, der kann ihn leichter über den Haufen werfen

Schöner Platz am Hof Bömberg

Schöner Platz am Hof Bömberg

 

 

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