Wie ihr ja von mir schon kennt, habe ich die Entfernung bis Hasselberg sowas von unterschätzt – und den Spessart auch! Der hat heut alles gegeben, sowohl Wetter technisch als auch Wege- und Höhenmeter mäßig. Da bin ich doch doppelt so froh, dass der Tag mit einem Stellplatz für umsonst aufgehört und vor allem mit einem Überraschungsbesuch von Ingrid so gut angefangen hat.
Meine Gastgeberin und so gute Köchin von gestern Abend war mir ja gestern schon sympathisch, aber heute setze sie noch einen nach: Sie weckte mich mit Kaffee, Brötchen und – Kuchen! Ingrid hat gest abend noch in meinem Blog gelesen und auch ihr war irgendwie meine Kuchenliebe hängen geblieben 🙂 So kam ich heut morgen schon zu einem unerwarteten Frühstück mit toller Gesellschaft – ich glaube, nach Goldbach, da werd ich nochmal essen gehen…
Diese so spontane Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft möchte ich kurz als Anlass nehmen, nochmal auf meine Spendensammlung für zwei Projekte in Nepal aufmerksam zu machen, bevor ich weiter vom heutigen Tag mit allen Höhen und Tiefen berichte. Im April letzten Jahres gab es ein ziemlich katastrophales Erdbeben in dem Himalaja-Staat, das die Bergregionen besonders hart getroffen hat und wo Hilfe nur sehr schwer hinkommt. Ein Freund von mir, Günter Hoffmann, betreut privat zwei Projekte, die sich dem Wiederaufbau und Einrichtung von Krankenstationen in zwei Bergdörfern widmet. Da er dort persönliche Kontakte hegt, kommen 100% der Spenden auch genau dort an (mehr Infos: https://www.betterplace.org/de/projects/42904-zwei-krankenstationen-in-nepal-mit-leben-fullen).
Ich bitte nun euch, die ihr lest, wie oft mir völlig fremde Menschen auf meiner Wanderung helfen, aus reiner Nächstenliebe – spendet auch einen kleinen Betrag für die nepalesischen Dorfbewohner, die Hilfe noch viel nötiger haben als ich: https://www.betterplace.org/de/fundraising-events/28147-ich-wandere-du-spendest-fur-nepal
Da ich am Samstag ankomme und meine Wanderung damit an ihr Ende gelangt, wird dann auch die Spendenaktion zu Ende gehen und von mir am Montag geschlossen. Lasst uns zusammen noch mehr erreichen! Danke!
Mein Dank gilt auch Ingrid, die mich so toll umsorgt hat, dass ich nach der Verabschiedung zügig loskomme. Durch Goldbach runter gelaufen, überquer ich nach 2,5 Kilometern die A3 – sonst fahr ich unten immer zu meinen Großeltern, witzig irgendwie. Kurz danach finde ich auch den Marienweg wieder, dem ich eine Weile folgen will. Mitten im Anstieg Richtung Wald – Regen. Und zwar die fiesen dicken Tropfen, die nerven und nass machen. Da es ultra warm gleichzeitig ist, versuch ichs erst mit der leichten Jacke – im Wald geb ich aber nach und hol die robuste Regenjacke raus. Der 600 Meter lange Anstieg in den Wald bringt mich dankender Weise zu einem Unterstand: In der Rundhütte lade ich den Bericht von gestern samt Bilder hoch (super Internet im Wald im Gegenteil zu Goldbach ;)) und lasse den heftigsten Regen vorüberziehen.
Eine halbe Stunde später geht es weiter – mit weiteren 800 Metern Anstieg. Aber wir wissen ja: Wenn es von der einen Seite auf den Berg drauf geht, geht es auf der andern auch wieder runter. Also abwärts bis Schmerlenbach, knapp 7 Kilometer hinter mir, der Wegweiser sagt 16 Kilometer bis Rothenbuch, das heutige Ziel in etwa… Sobald der Regen vorbei war, dachte sich die Sonne wohl alles schnellst möglich wieder trocknen zu wollen und gab alles! Unter blauem Himmel lief ich also im Sonnenschein aus dem Ort und hoch auf die Wiesen – tolle Landschaft mit Blick auf all die rundum liegenden Spessartgipfel. Natürlich auch auf den, der noch vor mir lag…
Durch eine kleine hübsche Häuseransammlung ging es auf gemütlicher ansteigenden Waldwegen hinauf. In Schmerlenbach war ich ohne Probleme auf den Spessartweg 1 gewechselt, der ebenso wie gestern der Fränkische Marienweg prima ausgeschildert ist. Und ich sage mal zu 2/3 ein ganz wunderbarer Wanderweg ist: Von den gemütlichen breiteren Weg durch den lichten Wald bis hin zu schmalen Pfaden am Waldrand mit Blick auf die Täler und Wiesen. Mittag machte ich an so einem Aussichtspunkt nach etwa 13 Kilometern – und traf tatsächlich auf andere Wanderer! Das war mir bisher quasi nie passiert, ok gestern am Feiertag, aber auch da überwogen die Radler.
Dje nette Truppe war auf dem gleichen Weg wie ich und daher traf ich sie noch zweimal an diesem Tage, vor allem der zweite Treffen war genau nach meinem Geschmack: Ich traf sie bei ihrer nächsten Rast wieder und wurde schwupsdiewups zu Frikadelle und einer riesengroßen, aber auch superleckeren Nussschnecke eingeladen. Was ich hier in Bayern die letzen Tage verschlungen habe, meine Herren, soviel habe ich in den zwei Wochen davor nicht gegessen! 😉 Die Kölner (beziehungsweise ein Aschebercher) sind eine lustige Gesellschaft, ich wandere trotzdem kurz vor ihnen alleine los.
Es ist der vorletzte Tag, da will ich die Natur um mich rum und die Entspannung beim Wandern nochmal ganz für mich genießen. Grade am Anfang des Tages mache ich das sogar so „extrem“, dass ich gefühlt Energie habe, noch weitere Wochen zu wandern und finde es traurig, schon bakd da zu sein. Es fühlt sich nicht nach ankommen, sondern nach weiterlaufen an – am Anfang des Tages. Als wäre ein Schalter umgelegt worden (etwa bei der 20 Kilometer-Marke), lässt meine Kraft nach, die Füße fangen an, weh zu tun, und ich will endlich in Rothenbuch ankommen. Ja schon, es liegt auch daran, dass nach der Nussecken-Pause direkt ein Anstieg, dann ein laaaanger langezogener Waldweg geradeaus kommt und zur Krönung eine Mischung davon: ein laaaanger langezogener, nicht mal so unsteiler Anstieg über Schotter. Bäh! Am schlimmsten sind die,wie in diesem Fall, wenn du siehst wie lang es da hochgeht und trotzdem kein Ende siehst.
Danach geht es leider auch auf so langweiligen Forstwegen weiter geradeaus, der matschige Boden – den ich in meiner energetischen hochphase in der ersten Hälfte des Tages noch als spielerisch schön betrachtet habe – geht mir auf die Nerven, weil ich bei jedem Einsinken Kraft verliere, die Entspannung des Dahinwanderns durch die Bäume habe ich leider verloren. Mir fällt wieder ein, dass es bei den letzten zwei Wanderungen in dem Stil auch so war: Die zwei bis drei Tage cor dem Ankommen waren immer von Erschöpfungsanzeichen geprägt, wahrscheinlich sowohl physisch als auch mental.
Aber gut, auch die Langweile geht um, zur Abwechslung nochma ein fieser Anstieg – nicht ganz so mörderischer wie vorhin – und dann geht es durch einen schönen Buchenwald und über Wiesen hinab nach Rothenbuch. Das unglaublich schwüle Wetter hat an meinen Wasserrserven gezehrt,in einem Gasthof genehmige ich mir erstmal eine große, kalte Traubenschorle. Gute Wahl, das Lokal, denn der Kellner kann mir sagen, dass es hier ein Wohnmobil-Stellplatz gibt, auf sen auch Zelte dürfen. Der Weg ist leicht erklärt, einen Kilometer etwas außerhalb des Ortes finde ich die Wiesenplätze, auf denen zwei Mobilheime stehen und ein Zelt. Zu dem gehört ein Motorradfahrer, der mir auch gleich Auskunft gibt: Die Automaten, an denen man bezahlt, sind kaputt (Montag kommt jemand…), Wasser gibt’s dort, WC und Dusche keines. Aja, was solls!
Das Zelt ist schnell aufgebaut, die Nachbarn sind nett, der irgendwann wieder einsetzende Regen nur wenig, das Gewitter klingt fern, die Teenies im Clubhaus da nebenan hören hoffentlich bald auf zu feiern (haha, als ob ;-). Die letzte Zeltnacht kann beginnen!
Gelaufen: 25,4 km
Motto: Auf Regen folgt immer Sonnenschein, und dann wieder Regen 😉