Sonntag, 22. Mai, Tag 13: Dass die Realität auch immer so anders aussehen muss als die Karte!

Eigentlich war heute so ein richtig Bilderbuch-hafter Sonnenschein-Sonntag. Das war er auch am Ende noch – auch wenn er im Schweinestall endete 😉 – aber zwischendurch musste ich mir die Frage stellen, warum man nach den ganzen Erfahrungen der letzten Tage immer noch annimmt,  a) dass man weiß, wo man auf der Karte ist und in welche Himmelsrichtung die angepeilten Orte liegen und b) dass es ja alles gar nicht so weit wäre. Ich müsste es nun wirklich langsam gelernt haben: Alles ist weiter als ich annehme…

Diesmal hatten wir angenommen, Friedberg wäre von Ziegenberg so 16-18 Kilometer weg. Höchstens. Da wollte Papa dann in den Zug nach Hause steigen und ich würde noch ein wenig weiterlaufen und schauen, wo ein Plätzchen für mein Zelt wäre. Also ein kurzer Tag – dachten wir. Die Realität sah dann doch etwas anders aus. Aber es ging gemütlich los: Auf unserer Riesenwiese bereiteten wir uns entspannt Kaffee aufm Gaskocher zu während das Zelt in der Sonne trocknete. Erst gegen 10 Uhr gingen wir los – im Sommeroutfit, es war jetzt schon superschön warm.

Die Lamas schauen uns ungläubig hinterher als wir den ungewöhnlichen "Zeltplatz" auf dem Uhu verlassen

Die Lamas schauen uns ungläubig hinterher als wir den ungewöhnlichen „Zeltplatz“ auf dem Uhu verlassen

Vorbei an den Lamas gings vom Berg runter zurück nach Ziegenberg, ab hier folgten wir dem Limeserlebnispfad, der uns nochmal eine schöne Seite des Taunus zeigte. Ein wirklich toller Wanderweg führte uns nach einigem Auf und Ab über 3 Kilometer nach oben: Eine ganz angenehme Steigung,  nicht zuuu steil, so dass man einen zügigen Sonntagsgang aufrecht halten konnte. Radfahrer – man merkt dass heute Sonntag ist – wiesen uns dann an der richtigen Stelle den Weg gen Friedberg, runter vom Limes weiter nach Osten. Es verlief alles nach Plan, 12 Uhr verspätetes Frühstück im Jagdhaus Winterstein (richtig leckeren Handkäs!).

 

Immer dem Turm (Schild am Baum auf derrechten Seite) hinterher

Immer dem Turm (Schild am Baum auf der rechten Seite) hinterher

Schöner Taunus!

Schöner Taunus!

Tja und dann, irgendwie dachten wir zwar, es läuft auch weiter richtig,  lief es ja auch, aber andererseits so im Nachhinein, ach, so richtig sicher bin ich mir nicht, wo wir vermeintlich falsch entschieden haben oder anders besser hätten laufen können. Wir haben uns eigentlich auch nicht Verlaufen, sondern eher vielleicht die Karte in Relation zur tatsächlichen Landschaft falsch eingeschätzt. Oder so. Wir haben den Nachmittag noch oft gegrübelt, was besser gewesen wäre, Papa fast noch mehr als ich, doch… Einziger Fakt: Bad Nauheim ist nicht Friedberg und Bad Nauheim ist immer links, auch wenn wir dachten, da müsste doch jezt Friedberg liegen. 😉

Da irgendwo ist Friedberg. Oder Bad Nauheim. Ach, auf jeden Fall habe ich die Berge hinter mir gelassen - es geht in die Wetterau

Da irgendwo ist Friedberg. Oder Bad Nauheim. Ach, auf jeden Fall habe ich die Berge hinter mir gelassen – es geht in die Wetterau

Also weiter im Text: Runter vom Berg (so hatten wir nochmal schön Höhenmeter gut gemacht, bevor ich bald in die niedrige Wetterau gelange) und dort nochmal gefragt, wo wir genau sind. Ok, nicht super ideal, aber nur geringfügig weiter nördlich als wir dachten. Dieses vermeintlich geringfügige weiter nördlich sein, hat uns dann aber doch noch ganz schön Kraft gekostet. Bis wir in Ockstadt, vor Friedberg, angekommen waren, zog sich eine alte Ami-Armee-Straße durch die Sonne und in die Länge. Papa und ich waren wirklich enorm verwirrt, wo genau Friedberg jetzt von uns aus liegt und hielten uns dann an die Aussagen von Joggern und anderen Passanten, die wir trafen.

 

Die waren am Ende ja auch richtig, aber eben nicht die kürzeste/angenehmste Strecke für uns. Kurzum: Wir waren ziemlich dankbar als es durch einen schönen Kirsch-Hang nach Ockstadt reinkamen und auf einer Bank rasten konnten. Nach bereits 18,1 Kilometern, ich gebe zu: Erst nach Rast und was zu Essen war ich wieder leidlich, mein armer Papa musste mich die letzte Stunde aushalten. Es war im Endeffekt auch alles gar nicht so viel länger und keine großen Umwege, die wir gelaufen waren! Aber unsere Verwirrtheit ob der so ganz anderen Vorstellung der Landschaft gepaart mit diesem sich so ziehenden, zermürbenden Stück über den Asphalt hatten mich mal kurz aus dem Takt gebracht.

Durch die Kirsch-Plantagen. Endlich in Ockstadt!

Durch die Kirsch-Plantagen. Endlich in Ockstadt!

Vielleicht aber auch der Gedanke daran, dass ich a) bald wieder alleine wandere (was aber natürlich auch schön ist) und vor allem b) dass ich jetzt an der Heimat Frankfurt – Maintal – Hanau vorbei wandern werde. Es ist irgendwie komisch, an allem Bekannten vorbeizuwandern, aber nicht anzukommen oder heimzukommen, sondern man läuft halt nur vorbei. Ich gebe zu: Auch wenn es bestimmt auch in der Landschaft schön werden wird, wander ich doch lieber in der Fremde, im Unbekannten. Oder starte von daheim nach Buxtehudekreisstadtscheibenkleister, das geht gefühlsmäßig auch gut 🙂

Die Heimat eingerahmt in Grün: Die Skyline Frankfurts ganz hinten am Horizont

Die Heimat eingerahmt in Grün: Die Skyline Frankfurts ganz hinten am Horizont

 

Nun gut, also vom Ockstadt waren es dann einfache 2,6 Kilometer bis Friedberg, wo erstmal alle Speicher aufgefüllt wurden. Am Bahnhof dann hieß es Abschied nehmen von Papa, mit dem ich drei ganz wunderschöne Wandertage hatte (wenn auch immer lang 🙂 ), die meiner Meinung nach mit dem ungewöhnlichen Zeltplatz auf der Wiese in Ziegenberg gekrönt wurde. Und der Sonne natürlich.

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Die blieb mir auf meinen nächsten Kilometern noch ein Weilchen erhalten, der Wind blies allerdings schon heftig, und ab 17 Uhr setzte vereinzelt Regen ein. Aber minimalst. Ab dem Bahnhof Friedberg folgte ich einem gut markierten Wanderweg mit dem grünen X bis zu einem Hof ein paar Kilometer außerhalb. Dort durfte ich mein Zelt auf eine Wiese aufstellen – ich stehe zwischen Schweinestall und Ziegengehege… Ach die gute Landluft! 🙂 Aber ich schaffe das Zelt aufzubauen und alles ins Trockene zu bringen bevor es stärker und anhaltender regnet. Die Nacht kann kommen!

Gelaufen: 27,7 Kilometer

Motto: Am Ende ist doch alles gut! (egal auf welchem Wege)

PS in eigener Sache: Ich bin nun 2/3 meiner Strecke gelaufen,  2/3 haben wir an Spenden für die beiden Bergdörfer in Nepal zusammen bekommen – wow!!! Helft, dass es noch mehr werden, spendet selbst einen kleinen Betrag oder teilt diesen Link zur Spendenaktion!

Zelt aufgebaut bevor es angefangen hat zu regnen

Zelt aufgebaut bevor es angefangen hat zu regnen

Aber die Kleidung muss nun drinnen gelüftet werden - zum Geruch der Schweine und Ziegen kommt nun der meiner Socken: Zeltgemütlichkeit :-)

Aber die Kleidung muss nun drinnen gelüftet werden – zum Geruch der Schweine und Ziegen kommt nun der meiner Socken: Zeltgemütlichkeit 🙂

 

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