Da war ich gestern wohl ein bisschen voreilig gewesen, als ich eine mögliche Abwesenheit aufgrund tiefen Waldes angekündigt habe. Der Blick auf die Karte zeigt es eigentlich auch, aber dass sich die Strecke raus aus der „Großstadt“ Eger so zieht, darauf war ich mental nicht vorbereitet. Es war ein schwerer Tag, der erst nach einer frühen Mittagspause um kurz nach 11 schöner wurde.
Ich brach früh auf, weil hohe Temperaturen angekündigt waren, da wollt ich lieber nicht allzu arg reinkommen. Doch die Sonne war schneller als ich: Schon die ersten 3,5 bis 4 Kilometer raus aus der Stadt, begleitete das gelbe Gestirn, von mir normalerweise geliebt, mich Schritt um Schritt, Schweißtropfen um Schweißtropfen. Was danach folgte, war Landstraße über Landstraße über Landstraße. Ich kam mir vor wie auf der Route 66: Die an mir vorbei rauschenden Autos hinterließen Staubwolken, die Sonne knallte auf meine im Licht glitzernden Sonnenbrillengläser, schweren Schrittes stampften meine Wanderstiefel durch den Staub, das einsame Pock Pock des Wanderstabs begleitete den einzigen Deppen, der so dumm war, hier zu laufen statt mit dem Auto zu fahren wie all die andern…
So zogen sich die Meter um Meter hin, erst nach etwa 8 Kilometern und zwei Stunden Schweißverlust, wurde ich von Hitze, Asphalt und Verkehr erlöst – eine Zeit lang lief ich durch den Wald, doch bald schon wieder über asphaltierte Feldwege, die aber sehr viel weniger befahren waren als zuvor. Wenn kein Wind ging, brühte ich in meinem Saft, kam der Wind, war er so stark, dass es mich aufgrund des Rucksacks fast zur Seite blies. Aber besser als Windstille, als Regen eh, da will ich mal nicht meckern. Die letzten zwei Kilometer bis Lipová trug mich nur noch das Hörspiel „Die Känguru-Chroniken“ von Marc-Uwe Kling: Wer mal wieder lauthals lachen will und auf schrägen Humor steht, dem sei das ans Herz gelegt!
In Lipová, eine kleine wie ein Vorort wirkende Ortschaft, machts just bei meiner Ankunft eine Wirtschaft auf. Das nehme ich als Zeichen und trinke viele kalte große Getränke und mache lange Pause, bin eh früh dran. Naja, die Mittagszeit naht ja trotzdem und somit gewährt Frau Sonne auch keine Gnade, als ich mich wieder auf Asphalt begebe: An manchen Stellen sind einige nachträglich eingefügte Asphalttropfen übrigens am Schmelzen…
Eigentlich sind es ähnliche Wege wie vor Mittag, aber deutlich noch weniger Autos und es geht immer weiter in die Landschaft aus Wald und Feld. Somit läuft es sich etwas schöner und nach ein paar Kilometern ist mir auch noch ein schönes Waldstück vergönnt. Trotzdem bin ich froh, als ich vor 15 Uhr in Dolní Žandov ankomme und in der zur Glut ausufernden Hitze die Pension des Ortes finde. Morgen werde ich endlich in den Wald kommen und wahrscheinlich irgendwo „im Freien“ zelten müssen oder einen langen Tag machen, mal schauen. Da ich kein Wort Tschechisch kann (obwohl die meisten hier einige Deutsch sprechen können), ist es mir etwas haariger, mich einfach mit Zelt in die Walachei zu stellen beziehungsweise bei jemandem um Erlaubnis zu fragen. Mal sehen wie es morgen angeht.
Worte des Tages: Der frühe Vogel fängt den Wurm, aber auch gemächlich kommt man ans Ziel.
Geschafft: circa 22 km