Jaaa, ist es ja auch Wege mäßig ziemlich glatt gelaufen bisher. Da muss schon mal ein Stück der Verwanderin Hanna durchkommen. Während ich das hier schreibe, sitze ich auf einer Art Lagerplatz im Wald, hinter mir mein Zelt, vor mir der Kocher und um mich rum Bäume, Felsen und zwei miteinander laut kommunizierende Uhus.
Doch angefangen hat der Tag nach einer warmen und bequemen Zeltnacht morgens um 7 bei den Rauprichs am üppig gedeckten Frühstückstisch – ganz toll, der Frühstückstisch wie die Menshen! Dementsprechend lang fiel di Nahrungsaufnahme aus, aber das nehme ich gerne „in Kauf“ für so viel Gastfreundschaft und Gesprächsesprit. Zudem bot mir Frau Rauprichs an, mich nach Sternberg (dort sollte ich erstmals auf den E3 treffen) mitzunehmen. Da die Karte viel Asphalt auf gemischten Rad-/Wanderwegen prophezeite und ich voran kommen mag, nahm ich am Ende doch an und lies mich dorthin kutschieren. Leider vergaß ich beim Abschied, der pensionierten Lehrerin Sonnenblumensamen zu schenken, die ich schon in die Hosentasche gesteckt hatte 😦 Waltraud, falls Sie dies lesen: Entschuldigung – fordern Sie einfach ein paar Samen bei den Hennings ein! 🙂
Und dann war es soweit: Der Europafernwanderweg E3 und ich sahen uns das erste Mal! Ja, ich stand vor dem Schild, schrie laut JIPPI und fotografierte das (völlig unspektakuläre, farblose) Schild. Und folgte ihm gemächlich durchs Feld so ca für 4, vielleicht 5 Kilometerchen bis zu einem abbiegendem Radweg. An dem kein E3-Schild oder Zeichen zu sehen war. Also geradeaus in den Wald – ja ok, der Weg war schon zu Beginn ziemlich zugewachsen, aber das sind selten genutzte Wanderwege eben auch mal. Umkehren hätte ich sollen, als der Weg quasi nicht mehr ganz erkennbar war beziehungsweise zu einem Forstweg wurde und auch das andere Wanderschild (der Specht Rundwanderweg, der mir im Laufe des Waldes immer mal wieder begenen würde) nicht mehr auszumachen war. Aber ihr wisst ja, umkehren ist scheiße. Punkt. Außerdem hatte ich ein guuutes Gefühl: Der Himmel war zwar voller Wolken, aber wo es ungefähr am hellsten war, darauf lief ich grob zu, etwas weiter östlich. Was ok war, denn am End gehts nach Osten, klar.
Also als weiter durch den Forst bis ich irgendwann rechts eine Stelle ohne Bäume ausmachen konnte. So gelang ich zurück auf einen Feldweg, dem ich einfach immer weiter südlich oder östlich folgte, je nachdem was möglich war. Tatsächlich schaffte ich es, so zu ner Ortschaft zu kommen. Ich war total hibb
elig umso näher ich dem Ortsschild kam: Hab ichs diesmal hingebogen oder doch wieder völlig versaubeutelt?!? Tadaaa, das war nich so schlecht 😉 Ich war sehr viel östlicher gelaufen als der E3, aber wenn ich es schaffen würde, einfach südlich wieder auf den E3 zu stoßen,hätte ich keinen Umweg gemacht, eventuell sogar ein zwei Kilometer gespart. Wenn…
Doch leider wurds dann kompliziert, weil die Waldwege, auf die ich mich begab, leider nicht markiert waren. So wanderte ich nach Beschreibung eines Bewohners, meiner Karte und meines Orientierungssinnes. Lief nicht ganz sooo hervorragend, aber auch nich gründlich schief: Ein paar hundert Meter musste ich mich irhendann bergab durch hüfthohe Dornensträucher und niedrige Bäume kämpfen (sorry an das Kleinbiotop :-(), um wieder auf einen befestigen Weg zu gelangen. Ich war erst 8,9 Kilometer unterwegs, aber das Kreuz und Quer (obwohl auch schöne Passagen durch den Wald) am Ende hatte Kräfte gezehrt.
Ein zufällig vorbeikommender Jogger konnte mir glücklicherweise auf der Karte zeigen, wo wir sind, und heiter weiter ging es entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, auf der ich letztendlich bis zu einer Aurostraße lief (11km). Der etwas ungeplante Weg hat mir immerhin dieses geschichtsträchtige Erlebnis beschert und auch wenn ich nun noch knapp 3 km auf und dann an der Straße entlang laufen musste – so schlimm war’s am End nicht. 😉 Auch wenn ich mir erst Mittag gönnen wollte, wenn ich den E3 wieder betreten würde.
Beim erneuten Zusammentreffen bei Kilometer 15,56 (kurz hinter Allertshausen) war ich für Freudensprünge zwar zu kaputt, aber innerlich freute ich mich als hätte ich einen verlorenen Wandersocken wiedergefunden. Die Pause musste noch warten, trotz der endlich hervorkommenden Sonne wollte ich erst den Basaltberg vor mir erklimmen. Direkt nachm Mittag ist man sonst gleich wieder kaputti. Also rauf auf den 462 hohen Zeilberg, anstrengend, aber ein schöner Rastplatz (und beliebter Ausflugsberg für Familien, was ein Rummel!) ward gefunden (14.30 Uhr, 16,8 km). Tatsächlich erwischte ich eine ruhige Lücke zwischen den Gruppen, die um das Bergplateau spazierten.
Um den Berg oben rum und hinab fand ich zum ersten Mal ein Schild mit Kilometeranzahl: 5,5 km noch bis Altenstein, wo laut meiner Karte ein Campingplatz HÄTTE SEIN SOLLEN… Ich also neu motiviert drauf los, lieblich schien die die Wolken endgültig verdrängt habende Sonne durch den Wald, hätte ich pfeifen können, hätte ich gepfiffen. Allerdings zogen sich die letzten 2 Kilometer dann doch wieder, ich liebe ja Trampelpfade mehr als die breiten eintönigen, aber so direkt vorm Ziel, wenn man von der Strecke ausgelaugt ist. Naja, liegt in der Natur der schönen Wanderwege, dass sie bergauf und bergab führen 🙂
Zudem liegt Allenstein wunderschön auf einer Kuppe, rundherum Felder und Wälder und Täler. Altenstein hat eine Burg(ruine), eine Kirche und niedliche alte Gässchen – aber keinen Campingplatz. Das gibt mir eine Einwohnerin zu verstehen, die ich nach besagtem frage. Gott sei Dank frage ich bei ihr nach, denn sie gibt mir einen Tag rettenden Tipp, der mir 9-11 weitere Kilometer bis Sesslach spart: Ich solle beim VCJH Heim nachfragen, vielleicht hätten die mittlerweile Zeltplätze. Haben sie nicht. Doch die Besitzerin des Jugendheims, die nebenan wohnt, sagt mir, dass sie noch bis morgen zu hätten. Ich könne mich mit dem Zelt etwas oberhalb in den Wald stellen, da wäre eine Art Lagerplatz… Mega!!! Ich checke jede Ecke der Location und entscheide mich für den VIP Platz hinter der Feuerstelle, zwischen Holzstammbank und Felsen. Perfekt.
In der Schwimmbadgaststätte etwas weiter lasse ich den Abend ausklingen und besorge Wasser zum Nudelkochen. Nach dem vorzüglichen Mahl und nach diesem Blog bin ich nur mal gespannt, ob die Nacht im (lichten) Wald unheimlich wird.
Worte des Tages: Nahe liegen Glück und Pech zusammen, man darf sie nur nich verwechseln.
Geschafft: 24,7 km, ca 5 h 10 min
Hey Hanna! Na, da hast Du ja ein wahrlich nettes Plätzchen ergattert. Auch hier stimmt’s mal wieder: alles fügt sich… Ich wünsche Dir weiterhin alle Gute und eine tolle Zeit! Ich versuche auzupassen, sobald Du dich Kronach oder so näherst und hoffe sehr, dass ich Dich dann ein Stück begleiten kann! Liebe Grüße, Thorsten