… sagte meine Oma als ich gestern Morgen bei ihr in Hasloch losgelaufen bin. Heute sitze ich in meinem Zelt und schaue durch den geöffneten Eingang auf einen kleinen See vor einer Forellenzucht und denke nicht nur an sie und ihre Heimat, sondern auch daran, dass Pizza Willy für eben seine Heimat auch ein Lied geschrieben, sogar gesungen hat. Jetzt kennt ihr den Anfang und das Ende, aber das Zwischendrin nicht – also, hier Tag 1 und 2 meiner Reise nach Tschechien:
Montag, 18. Mai: Der Tag, an dem Hanna wieder schlauer als ein Wanderweg sein wollte und der mit Pizzalieferant Willy endete
Meine Oma sagte also Grüß mir die Heimat und eh ich mich versah, nahm ich die Worte mit auf den Berg, der unser Familien-Spazierberg ist – quasi einmal um die Ecke, da gehen wir seit ich denken kann immer immer spazieren. Deshalb hatte ich davor auch am meisten Angst: Was würden nur alle denken, wenn ich mich direkt hier verlaufen würde? Dazu sagten mein Vater und meine Tante noch tags zuvor: Ach das ist ganz einfach, einfach den Weg wie immer hoch, dann gibt es nur EINEN Weg, der links schräg nach oben abgeht und dann immer geradeaus… Jaaaa, es gibt nur einen Weg hmh hmh. Ich gebe zu, bei den Worten „es ist ganz einfach“, „nur einen Weg“ und „immer geradeaus“ zweifelte ich – weil ich mich und meinen Orientierungsgenius kenne.
Aber, 1:0 für mich und meine Verwandten: Tatsächlich gab es nur einen Weg, schräg links hoch halt, und der gesuchte Wanderweg war tatsächlich direkt ausgeschildert: Ein örtlicher Wanderweg (weißes Kästchen mit rotem Strich) und – Trommelwirbel – ein R! Ich hoffe mein Opa liest das, denn er hat gleich gesagt, dass der Weg nübber so gekennzeichnet ist, wir waren alle der Meinung, R wäre ein Radweg, der Opa täuscht sich da. Nene, höret auf die Weisheit eurer Ur- und Eltern, Kinder!
Der Anstieg brachte mich auch direkt auf gefühlte 50°, die waren draußen mindestens auch – wer brauch Mallorca, wenn ich wandern geh, bleibt in Deutschland! 🙂 Also ein traumhafter Start, der mich zunächst nach Markt Kreuzwertheim brachte: Nach 8km hab isch’n erwischt, den MAINWANDERWEG! Bujaa, 2:0 für Hanna 🙂 Wunderschön führt mich der den Hang hoch und dann oberhalb des Mains lang. Nach knapp 12km und 2 Stunden fuffzehn mach ich Mittag und danke Omas selbstgemachten Apfel/Rhabarberstrudel, ohne den mein Mittag aus Wasser und Nüssen bestanden hätte.
Klingt nach einem rundum einfachen, netten, entspannten Start, nich? Doch Hanna wäre nich Hanna wenn sie nich irgendwann die Karte liest und denkt: Mh, wenn ich dem Mainwanderweg weiter folge, komm ich hinter der Brücke raus, über die ich zum Campingplatz will. Zurücklaufen ist doof, also folg ich einfach der Autostraße, die führt auf direktem Wege dahin. Clever! Eigentlich. Wenn man die richtige Straße wählt. Tu ich aber nicht, wäre ja zu einfach.
Also, 2:1 – immer noch für Hanna. 😉 Der Umweg, ach was Umweg, die leichte Schleife, die ich nehme, um den sonnigen Tag voll zu genießen (…), rächt sich mit ca 3-4 km plus und viel Asphalt. Naja, aber am End komm ich in Lengenfeld aufm Campingplatz Main Spessart Park an und stell ruckizucki mein Zelt auf. Übrigens direkt neben einem Spielplatz mit Schaukel… 🙂
Es stellte sich nun das Problem, dass ich – auch keine Überraschung – unterwegs nicht eingekauft hatte. Ebenfalls stellte sich heraus, dass die Lokalität des Parks Montag Ruhetag hat, ebenso wie ein Pizzalieferant, wie mir am Kiosk mitgeteilt wurde. Doch, Hot Pizza, die würden liefern. Ok gut, das is doch was – auf Linsensuppe aus der Dose hat ich jetzt keinen Bock, der erste Tag sollte schon gefeiert werden. Also sch$€₩*# auf den Mindestbestellwert, auf Mindestkalorienverbrauch und Mindestansprüche der Maximalenkleidergröße.
Schon das Telefonat mit Pizza Willy, ihm gehört der Lieferservice, war kaum Bestellung, mehr eine gemeinsame Entscheidung, was ich jetzt in welcher Größe bestellen sollte, damit er mich beliefern könne. Und dann kam Willy mit Pizza und Salat und quasi direkt wusste ich die Namen seiner Frau und der 4 Enkel und er von meiner Wanderung und von diesem Blog. Er fand Gefallen an der Geschichte – und gab mir einen der Scheine zurück mit den Worten: Ich möcht dich irgendwie unterstützen!
Wie baff mich solche Menschen wie Willy immer wieder machen, die einfach so, von Grund auf nett und herzlich sind. Ohne mich zu kennen oder irgendeinen nutzen davon zu haben. Später war er nochmal am Campingplatz, brachte mir Gummibärchen und Red Bull fur die Tour. Einfach nur irre!
Ich gab ihm ein Päckchen Sonnenblumenkerne, an dieser Stelle sei erklärt: Meine Tante Inge gab mir einige Päckchen mit, jedesmal wenn ich jemanden treffe, der oder die bedeutsam für meinen Weg ist, soll ich ihm/ihr Sonnenblumen schenken. Meine Oma pflanzt ihre daheim und bildet den Anfang, so wird der Weg in ihre Heimat mit Blumen bepflanzt werden. Eine wunderschöne Idee die ich gerne mit mir trage.
jetzt macht mein Akku leider schlapp, daher morgen mehr zu heute – auch heut hat Pizza Willy eine Rolle gespielt. 🙂
Adieu und gute Nacht!
Worte des Tages: Sei nie schlauer als die Wanderkarte, aber immer so schlau wie die Pizzakarte.
geschafft: 22, 5 km in 4 h 30
Hanna, wie schön dass Du wieder auf Tour bist und es wieder was zum Lesen gibt! Ich freue mich schon riesig auf Deine Berichte! Liebe Grüße – Sigrid
Liebe Hanna, herzlichen Dank für für Deinen neuen Wanderbericht -ich freue mich, dass Du noch an mich denkst. Erst vor ein paar Tagen habe ich jemandem von einer jungen Frau erzählt, die alleine von Frankfurt nach Basel gewandert ist……
Nächste Woche mache ich eine Woche Urlaub – Wandern auf Sizilien.
Ich freue mich auf weitere Berichte und wünsche Dir alles Gute und viele nette Begegnungen auf Deiner Wanderung,
viele liebe Grüße
Isolde