Deswegen kürzte ich ab wo ging, bin ja clever, also manchmal… Tatsächlich waren meine Abkürzungen auch keine Verwanderwege oder ungewollt schöne Schleifen, dafür Asphalt, Wege an der Straße oder in praller Sonne – oder alles zusammen. Aber so schlimm wie sich das anhört, war der Tag gar nicht. Nur die Hälfte davon.
Der Start war nämlich ganz hervorragend: Die Reuters vom Sodenberg luden mich zum Frühstück, das aufgrund des tollen Gesprächs ausgedehnter ausfiel wie ich dachte, wie das Ehepaar dachte und wie die Schafe dachten, die im Stall auf ihr Futter warteten. Gestärkt verließ ich also nach 9 den Landhof Sodenberg und kam gefühlt ultra schnell voran. Es war aber auch ein wirklich schöner Weg durch ein Naturschutzgebiet, ein bisschen wie durch eine Heide, wenig Bäume und Pflanzen. Da ich schon auf der Bergspitze war, ging es dazu gemütlich den Berg runter oder leicht wellig auf und ab. Nach knapp 7 km war ich frisch und munter in Hammelburg, einem süßen Altstadt-Städtchen an der fränkischen Saale. Also erstmal in der Sonne Kaffee trinken und Eis essen 🙂
Die nächsten Kilometer aus dem Ort raus ging es bergauf – zack, stand ich in den Weinbergen, wo der gute Frankenwein herkommt (davon habe ich mich einen Tag später selbst überzeugt). Danach ging es herrlich am Bergrand entlang durch ein lichtes Kiefernwäldchen.
Danach, so ab Kilometer 11 des Tages, fiel mir das Laufen aber immer schwerer: Lag es an dem Weg nach Bad Kissingen, der so viel länger aussah als im Kopfe gestern geplant, und dem Druck da sein zu „müssen“, weil ja die Freunde dahin kamen?, oder einfach nur an den vielen Kilometern davor? Oder vielleicht doch an den, sagen wir mal, etwas mitgenommenen Füßen… OK, hab die Treter etwas zu sehr strapaziert für den Anfang, aber das war nicht zu ändern. Also lief ich munter, mh, nee, also lief ich weiter und nach einer Mittagspause gegen 14.30 Uhr in der Sonne,war ich völlig matschig. Ja, liebe Baumkollegen, ich war eingenickt, die innere Uhr verlangte nach dem Mittagsschlaf.
Ich schleppte mich in den nächsten Ort und beschloss bei km 17, den Wanderweg zu verlassen und einen Radweg zu folgen, der direkt zum Örtchen Aura führte, um dadurch einiges an Strecke zu sparen, auch wenn das Asphalt bedeuten sollte. Tja, leider war der Radweg Teil einer (wenig) befahrenen Landstraße, also wich ich in das seitliche, kniehoch wachsende Feld aus und kämpfte mich für ca 10 min in der mittlerweile brutzelnden Sonne da durch. Dann hielt ein wahnsinnig aufmerksamer Fahrer und fragte, ob er mich mitnehmen solle. Ich weiß, man steigt nicht zu fremden Männern ins Auto, aber ich hatte ja Taschenmesser und Pfefferspray. Irgendwo.
Jedenfalls war es die völlig richtige Entscheidung, ewig währende 4 Kilometer zog sich die Straße, ich hätte gekotzt, sorry der Ausdrucksform. Ab der Burgruine Aura schaffte ich es tatsächlich mithilfe des Sonnenstandes, der Wanderkarte und einem Café-Richtungsschild, den Weg zu finden, den ich als kürzesten auserkoren hatte. Ich mache Fortschritte! Ok, ich brauchte schon meine Zeit dafür 😉

Ein Zeichen auf dem Weg der Besinnung? Just laufe ich an dem Schild vorbei als ich überlege, ob ich euch von meinen Füßen erzähl…
Durchn Wald ging es noch auf dem „Weg der Besinnung“ und dann 2 km auf der Straße durch den Vorort nach Bad Kissingen rein. Meine Füße dampften gefühlt, mein Gesicht auch, doch dann fand ich in der Pension Marga 2 wunderkitschige Doppelzimmer und eine Dusche, eine Stunde später kamen die Frankfurter – juchu! – wir gingen gut bayerisch essen und dann schlief ich den tief-festen Schlaf der Gerechten in einem weichen, warmen Bett. Seufz.
Worte des Tages: „Der Schrank da ist ziemlich klein.“ „Wenn du davor stehst nich, der is ganz normal hoch. Die Decken sind halt sehr hoch!“ Tiefsinnige Bettgespräche.
Bonusweisheit: Neue Socken vor dem ersten Tragen waschen, auch wenn Naturbergbauernsuperduper-Schafwolle.
Geschafft: 23,5 km, 5 h 15 min (+4 km Auto)