Oder auch: Warum man nach einem Plan A, einem Plan B und einem Plan C unbedingt noch einen Plan D in der Tasche haben sollte…
Ich liege hier in meinem Zelt, draußen hat es Gott sei Dank etwas nachgelassen mit dem Regen, im Hintergrund höre ich Kindergeschrei. Warum? Ich liege hinter einer Burg mit Pfadfindern. Und das kam so:
Der Tag begann traumhaft, Sigrids Familie versorgte mich allumfassend mit frischem Latte Machiato, einem Glas O-Saft und frischen Brötchen mit Belag – gestern hatte ich mich tagsüber von Brötchen ohne allem ernährt… Wir schauen aus dem Fenster, siehe da, es regnet gar nicht so extrem wie befürchtet. Und als wir loslaufen ist von Wasser gar nix zu sehen, gut, 10 Minuten später wissen wir schon, dass der Wetterbericht Recht hatte. Also Regenjacke zu, Kapuze auf und die Hülle über den Rucksack. Wir schreiten munter drauf los und folgen dem Burgenweg – erster Halt Burg Frankenstein, ein Muss im Odenwald. Das ist auch der erste Berg, den wir erklimmen, weitere sollten noch folgen an dem Tag. Jetzt bin ich also angekommen, Wandern so richtig, bergauf, bergab. Macht auch mit – und ich habe ihn bei Sigrid gewogen – 15,5 kg auf dem Rücken Spaß!
Der Regen stört uns nich, und als es gegen Mittag zu regnen komplett aufhört, werden wir schnell wieder trocken. Wir wechseln auf den Fernwanderweg E1 bis zum Felsenmeer: So wenig war hier noch nie los! Auch bei dem Wetter ist es da einfach immer schön, eine Rast mit Brötchen tut Not. Die brauchen wir auch für den nächsten fiesen Anstieg, auch der geht vorbei und wir sind alleine auf schönen Waldwegen unterwegs Richtung Heppenheim. Unsere ersten Wildtiere begegnen uns: Ein Eichhörnchen, und ein obercooler schwarz-gelber Feuersalamander! Bilder muss ich leider nachreichen, meine Kamera funktioniert nicht mit dem Tablet 😦 Aber das Problem habe ich hoffentlich Montag gelöst…
Wie ersehnen ein Café für Kaffee und Kuchen, außer Buschenschenken liegt aber nix auf dem Weg (das Wort Buschenschenken ist uns neu, muss man aber auch nicht kennen…)
. Was solls, wir laufen den E1 weiter bis Kirschhausen (mit einer abenteuerlichen Abkürzung einen Waldhang hinab). Hier soll es laut Wanderkarte einen Campingplatz geben – Plan A. Der leider schnell zu Nichte gemacht wird, als wir an der nächsten Tankstelle fragen und der Kerl hinter der Theke schaut als wären wir gekloppt. Seit 8 Jahren wohne er hier, so was gibts hier nicht. Ok, ein Blick ins Internet zeigt, einen Platz gibt es hier schon, für Naturistenfreunde, auf Anfrage…
Just als Plan B zu greifen kommt – wir suchen uns ein Café zum Aufwärmen und ich gehe in Kirschhausen in eine Pension – kommt ein Auto um die Ecke: Drinne meine Freunde Lena und Matthias, Nina und Danny. Auf dem Rückweg vom Skiurlaub in Solden haben sie festgestellt, dass sie hier eh in der Nähe vorbei fahren und da haben wir uns zusammen telefoniert. Feine Sache! Ich freu mich riesig!
Wir laufen, also Sigrid und ich, die andern fahren natürlich, die Straße runter zur Alten Mühle. Juchei, ein Gasthaus! Da haben wir 6 Stunden laufen und 27 Kilometer hinter uns. Da schmecken Handkäs und Strammer Max doppelt so gut!
Weniger gut die Auskunft des Lokals, in Kirschhausen gibt es keine Übernachtungsmõglichkeiten. Gut, dass ich nichts fest geplant habe, so ist auch das Problem schnell gelöst: Sigrid erzählt von einer Jugendherberge in der Starkenburg über Heppenheim – Plan C. Also fahren wir im Auto zur Burg (meine Füße danken es mir als wir kilometerlang eine Pflasterstraße hochkurven).
In der Jugendherberge – eine Pfadfindergruppe. Ich ahne es, sie haben nicht ein einziges Bettchen für mich frei!!! Langsam wirds fies, und auch dunkel. Also gehe ich Plan D an: Könnte ich mich mit dem Zelt nicht hinter die Burg stellen? Der Typ hinter dem Tresen sagt, mh, dafür könnt ich vielleicht Ärger kriegen, aber die Herbergseltern sind nicht da, mach ruhig, bis 22 Uhr kannste hier noch das Bad mitbenutzen…
Echt jetzt??? Ich bin Feuer und Flamme für den Plan, hinter einer Burg mein Zelt aufzuschlagen! Für lau 🙂 So schön können misslungene Pläne sein. Das ganze wird nur noch gekrönt durch die Spendierhosen von Lena und Matthias, die mir ihr Restessen vom Urlaub vermachen: Nudeln, Tomate, Süßkram und viel mehr, der Sonntag ist gerettet!
Flux biege ich um die Ecke und beginne hinter einem Bolzplatz und der Burg mein Zelt aufzubauen. Etwa 2 Minuten bevor ich das Oberzelt über mein nicht wasserdichtes Innenzelt fertig anbringen und mit Heringen das ganze fixieren konnte, beginnt der Platzregen. Ich sprinte zu meinem Zeug, schmeiß es in mein Zelt, mich hinterher, das Vordach auf meiner Seite und die eine Ecke werden von Innen notdürftig gespannt und fixiert. NERV! Vor allem weil der Boden knüppelhart ist und ich den Hering so schlecht reinkrieg, dass es nicht hält. Aber als das Wasser ein wenig nachlässt, klopfe ich die Dinger mit einem Stein rein, baue innen Thermarest Matte und Schlafsack auf, und freu mich, hier im Trockenen zu sitzen während draußen der Regen prasselt. Noch viel mehr freu ich mich nach dem Chaos über Schoki und das Bier, das mir die Freunde da gelassen haben – danke Lena und Matthias, ihr habt den Abend gerettet!
Geschafft: 27,47 km, 6 h 10 min. Sigrid Haus in Eberstadt – Alte Mühle Kirschhausen.
Wie war eigentlich die Nacht im Zelt? Konntest Du schlafen? Bin schon sehr gespannt wo Du heute landest und überhaupt wie es weitergeht
LG – Sigrid
Die Nacht war nicht so gruselig wie erwartet, geschlafen habe ich trotzdem unruhig. Bin noch nicht gan akklimatisiert 😉 Aber es war auf jefen Fall ein spannender Zeltplatz! Gelandet bin ich jetzt in Ladenburg – warum? Erzähl ich im nächsten Post 🙂